Schauspieler Roland Wolf über seinen Weg in die Freiberuflichkeit, Bafög-Schulden und seine Altersvorsorge
8. November 2021
Du kennst Roland Wolf vielleicht als Kommissar Jochen Kunkel im Tatort Göttingen oder als Kaplan Emanuel in der Erfolgsserie “Sankt Maik”. Er hat in Berlin am GRIPS Theater in Berlin gespielt, die Jahre viel gedreht und arbeitet als Sprecher. Er ist sehr breit aufgestellt und kennt sich gut damit aus, wie man als Künstler seine Finanzen in den Griff bekommt. Der perfekte Gesprächspartner für DAS WIRD DIR GUTTUN.
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Interview mit Roland Wolf
Roland: Hallo, ich freue mich hier zu sein.
Daniel: Schön, dass du das bist. Du hast ja mehrer Standbeine: Theater, Drehen, Sprechen. Fast alles was man als Schauspieler machen kann, machst du auch.
Roland: Ja, fast. Ich hab mir schon auf der Schauspielschule gesagt, dass ich mit dem Beruf alles ausprobieren möchte, was man machen kann. Und das macht mir auch sehr viel Spaß.
Daniel: Viele Schauspieler würden gerne mehr arbeiten, synchronisieren oder einen Drehtag haben. Wie hast du dir das aufgebaut?
Roland: Ich bin nach meinem ersten Festengagements in Wilhelmshaven und Bremerhaven nach Berlin gezogen und hatte das große Glück am Grips-Theater ein Engagement zu bekommen. Und hatte dann eine Begegnung mit einem Schauspielprofessor aus meiner Schauspielschule, der Kunstuniversität Graz.
Er meinte: „Ich glaube du hast eine Begabung für´s Synchron“ und hat mir den Synchronregisseur Stefan Hoffmann vorgestellt.
Beim Synchron habe ich zuerst zugesehen und habe dann Ensemble/kleine Rollen gesprochen. Und dann habe ich den klassischen Weg gemacht : Ensemble sprechen, Aufnahmeleiter ansprechen, warten dass etwas ausgestrahlt wird, es aufnehmen und auf CD brennen, um es dann Aufnahmeleitern zu bringen, die wahrscheinlich eh nie reinhören.
Daniel: Da warst du ja ganz schön fleißig. Hast du viel Bewerbungen geschrieben, hast alle Leute abgeklappert oder hat sich dann alles ergeben?
Roland: Du hast mir damals freundlicherweise eine Liste gegeben. Im Netz gab es damals nur rudimentäre Infos. Und dann habe ich alle abtelefoniert und habe mich persönlich vorgestellt.
Daniel: Darum sage ich immer: Nimm Hilfe ruhig an. Und:
Pflege deine Kontakte.
Roland: Ja, das hat mich dazu bewogen, auch anderen zu helfen, wenn ich es kann.
Daniel: Wie lang hat es gedauert, bis du davon leben konntest? Gab es einen Punkt, wo du dich als Künstler selbstbestimmt und sicher gefühlt hast?
Roland: Durch das Festengagement konnte ich immer meine Miete zahlen und war z.B bei Werbecastings ziemlich locker. Das überträgt sich dann beim Casting. Und beim Synchron haben sich die Termine nach und nach gesteigert.
Daniel: Hast du das auch so wahrgenommen? Ich hatte früher oft das Gefühl, dass es nie genug ist. Ich habe die Steigerung erst im laufe der Jahre mit Abstand gesehen.
Roland: Da habe ich gesehen, wie es sich im Laufe der Jahre gesteigert hat.
Ich bin sehr ordentlich und habe mir alle Einkünfte in eine Exel-Tabelle eingetragen.
Am Grips Theater war ich sehr glücklich, aber nach 11 Jahren Engagement, wollte ich dann was Neues machen und war dort erstmal als Gast engagiert.
Daniel: Waren das alle bewußte Entscheidungen?
Roland: Ja, das war so ein Plan. Aber bis ich den Entschluss gefasst hatte, hatte ich einige schlaflose Nächte und dachte: „Warum sollte ich plötzlich besetzt werden, wenn es tolle Kollegen am Berliner Ensemble und anderen großen Häusern gibt?“ Aber als dann klar war, dass ich weiter Gast am Theater bleiben würde, war ich sehr erleichtert. Es war eine Befreiung um was Neues zu starten.
Daniel: Also hat es sich gelohnt den Mut gehabt zu haben und die Sicherheit des Festengagements verlassen zu haben?
Roland: Ich bin ein Sicherheitsmensch und brauche eine gewisse finanzielle Sicherheit. Ich rede nicht von Luxus, sondern den finanziellen Basics. Daher finde es wichtig, dass man sich ein finanzielles Polster aufbaut.
Daniel:
Kennst du Zukunftsängste, wenn du nicht weißt, wann der nächste Dreh kommt?
Roland: Richtige Angst hatte ich zwischen meinen beiden Festengagements am Gripstheater und Bremerhaven. Da hatte ich Arbeitslosengeld in Höhe von 700 €. Ich hatte Bafög-Schulden und wußte nicht weiter. Da mußte ich mir Geld leihen.
Daniel: Wie bist du mit Schulden umgegangen? Wie hast du das abbezahlt, du warst ja am Theater. Hattest du einen Plan?
Roland: Ich finde es wichtig, die Schulden umzuschichen, wenn man im Dispo ist und ein Extrakonto zu eröffnen. Wenn man die Fixkosten vom Gehalt abzieht, sieht man so was man zum Leben, Essen und Spaß noch übrig ist.
Die Fixkosten zu ermitteln ist wichtig!
Das Geld das übrig ist, kommt auf ein anderes Girokonto. Und diese EC-Karte nimmt man dann zum Einkaufen. Und wenn nichts mehr drauf ist, ist da eben nichts mehr drauf. Man kommt sonst schwer aus dem Dispo raus.
Dann kam ein Werbejob, der gut bezahlt war und mit c.a. 30 konnte ich die Schulden dann auf einen Schlag zurückzahlen.
Daniel: Zur Abschlussfrage: Wie tust du dir gut? :
Ich genieße freie Tage ohne mich schuldig zu fühlen. Man darf im November wenn es regnet auch mal 4 Folgen von einer Serie kucken, in die Oper gehen oder in eine Therme fahren.
Daniel: Cool. Ich ruf dich an, wenn ich mal wieder im Arbeitswahn bin.
Roland: Dann gehen wir ins Kino.
Daniel: So machen wir das. Vielen Dank dass du hier warst.
Ich habe mit Roland auch noch über das Thema das Altersvorsorge, Berufsunfähigkeitsversicherung und andere finanzielle Angelegenheiten gesprochen. Höre dir gerne die gesamte Folge an, oder lies die Blogartikel Finanzen - Erste wichtige Schritte und Vier Tips bei finanziellen Problemen
Das wird dir guttun! ;-)
Dein Daniel